Was ist eigentlich ein Superblock?

Superblocks sind in aller Munde. Zahlreiche Bürger:innen-Initiativen fordern sie. Auch die Stadtregierung ist mittlerweile aufgesprungen und will einen Superblock in Favoriten errichten. Doch was bedeutet das eigentlich?

Verkehrsberuhigung aus Barcelona

Kurz erklärt ist ein Superblock ein verkehrsberuhigtes Stadtviertel. Das Konzept und der Name (ursprünglich Superilla = Superinsel) kommen aus Barcelona. Dort hatte die Stadtregierung bereits Anfang der 2000er Jahre Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung beschlossen, um gesundheitsgefährdete Schadstoff- und Lärmbelastungen durch den Kfz-Verkehr und den Mangel an Grünraum zu bekämpfen. Heute gibt es sie in vielen Städten, unter vielen unterschiedlichen Namen: “Low Traffic Neighbourhood” in London, “Ville du quart d’heure” in Paris, “Kiezblocks” in Berlin. [1]

Meistens umfasst ein Superblock einige Häuserblocks, ein Quartier von etwa 400 mal 400 Metern. Der motorisierte Individualverkehr wird um das Viertel herum gelenkt, mit dem Auto kann zwar zu- und abgefahren werden – nicht aber direkt durchs Viertel durch. Die Straßen innerhalb des Superblocks sind für Fahrräder und Fußgänger:innen reserviert. Die Zahl der Parkplätze wird reduziert, stattdessen entstehen Pocket-Parks, Plätze und Begegnungszonen. So wird das Viertel belebt, es wird Raum für Interaktion, Aufenthalt und Grünraum geschaffen. Der öffentliche Verkehr wird an den Kanten des Viertels entlang geführt und ist so von überall gut erreichbar. [1]

Schematische Skizze eines quadratischen Superblocks mit Rasterhaft angelegten Straßen für Fuß und Radverkehr und Hauptstraßen für den motorisierten Individualverkehr, die außen herum verlaufen
Schematische Skizze eines Superblocks (https://www.radlobby.at/superblock)

Supergrätzl auch in Wien!

Die Entwicklung eines Superblocks dauert meist einige Jahre. Als Erstes wird der motorisierte Individualverkehr eingeschränkt und aus dem Viertel gedrängt. In den Jahren danach wird in einem Partizipationsprozess gemeinsam mit Bürger:innen ein konkretes Gestaltungskonzept ausgearbeitet. [1]

In Wien hat diese Entwicklung gerade begonnen. Am 20. Oktober wurde im Herzen Favoritens zwischen Gudrunstraße, Leebgasse, Quellenstraße und Neilreichgasse der Umbau des Viertels zu Wiens erstem eigenen Superblock gestartet. Der Durchzugsverkehr soll gestoppt werden, neue Grünflächen werden errichtet und 62 Bäume gepflanzt. Das Zentrum des Supergrätzls, das auch eine Mittelschule umfasst, soll zur permanenten Fußgänger:innen-Zone werden. [2]  Laut Planungsstadträtin Ulli Sima war’s das damit aber auch schon. Bis das Projekt “Supergrätzl Favoriten” abgeschlossen und evaluiert ist, soll in Wien kein weiterer Superblock errichtet werden. [3]

Eine begrünte Fußgäner:innenzone mit Staudenbeeten, Sitzbänken und Bäumen
Rendering vom Supergrätzl Favoriten (EGKK Landschaftsarchitektur Schreiner Kastler)

Verkehrsberuhigung ist erwiesen!

Dabei ist diese Evaluation eigentlich gar nicht nötig. Dass Superblocks zu Verkehrsberuhigung und erhöhter Lebensqualität führen, ist nämlich längst bewiesen. Eine Studie, die in Barcelona den Superblock Sant Antoni untersucht hat, kam zu dem Ergebnis, dass sich der Verkehr innerhalb des Blocks um ganze 82% verringert hat. Verlagerungseffekte gab es zwar, aber auch auf den umliegenden Hauptstraßen verringerte sich der Verkehr um 15%. Der Anteil der zu Fuß gehenden nahm deutlich zu, Luftschadstoffe und Lärmbelastung verringerten sich. Untersuchungen aus anderen Städten kamen zu ähnlichen Ergebnissen. [4] Außerdem wurden Verbesserungen für den Einzelhandel und Stadtteilbelebungen festgestellt. [5]

Mehr davon!

Wenn also Verkehrsberuhigung durch Superblocks ein Garant ist, warum geht die Stadtregierung das Thema so zögerlich an? Das haben sich auch die beiden Initiativen Radlobby und Geht doch Wien gefragt. Gemeinsam haben sie die Superblock-Grundkarte erstellt. Die Karte verortet bereits existierende Superblock-ähnliche Gebiete in Wien, gibt an, wo in Zukunft neue Superblocks entstehen könnten und welche Initiativen sich dafür einsetzen. Damit wollen die beiden Initiativen die Entstehung neuer Superblocks in Wien beschleunigen.

Eine Karte von Wien, in der in blau bereits bestehende Superblock-ähnliche Strukturen eingezeichnet sind und in orange Ideen für zukünftige Superblocks
Superblock-Grundkarte der Initiativen Radlobby Wien und Geht doch Wien

Wir sagen: Supergrätzl? Mehr davon! Wenn du uns zustimmst und dich ebenfalls für mehr Superblocks einsetzen willst: Trete doch einer Initiative bei, die sich dieses Ziel bereits auf die Fahnen schreibt, z.B. die Agendagruppe Lichtental! Oder magst du eine eigene Initiative gründen? Dann schau dich in unseren How-To’s um! Dort findest du viele nützliche Informationen für deinen Aktivismus!

Quellen:

[1] Superblocks für Städte und Gemeinden | Radlobby

[2] Baustart für erstes Supergrätzl in Wien – wien.ORF.at

[3] FB Nachricht Wiener Klimateam

[4] Difu Policy Paper – Superblocks

[5] Changing Cities – Empfehlungen für Superblocks

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